Im Juni 2020 haben wir uns Jonas Vriesen, Vorsitzender der „Jungen Alternative“ (JA) Bielefeld etwas näher angeschaut. Seit September 2020 sitzt Jonas Vriesen nun für die rechtsnationalistische „Alternative für Deutschland“ (AfD) in der Bezirksvertretung Heepen der Stadt Bielefeld. Unter Jonas Vriesens Führung werden die Bezüge der JA Bielefeld in das extrem rechte Milieu zunehmend offenkundig. Zeit für ein Update!

Identitäre Bewegung & Normannen beim Stammtisch

Schon in unserem ersten Text haben wir auf den Stammtisch der JA Bielefeld hingewiesen. Vriesen bezeichnete den Stammtisch in einem facebook-Post vom 05.04.2020 als „Beitrag zum Aufbau eines widerständigen Milieus“ⁱ. Dieses widerständige Milieu nach Jonas Vriesens Fasson setzt sich aus neben anderen JAlern und AfDlern auch aus ehemaligen Mitgliedern der Identitären Bewegung (IB) zusammen. So besuchte am 01.11.2020 auch Alexander Lehmann aus Witten den Stammtisch der JA Bielefeld. Alexander Lehmann lebt seit 2019 in Witten und ist seither bei der AfD Ennepe-Ruhr-Kreis aktiv. Bis 2016 bewegte sich Lehmann im Dunstkreis der neonazistischen Parteien NPD und Die Rechte, so besuchte er die NPD-Demo am 01.05.2016 in Bochum und das neonazistische Großevent „Tag der deutschen Zukunft“ 2016 in Dortmund.

2016 bis 2018 war Lehmann dann in der IB aktiv und nahm in diesem Zeitraum an allen größeren, medienwirksamen Aktionen teil. Lehmann war u.a. Mitorganisator der IB-Großdemonstration am 17.06.2017 in Berlinⁱⁱ. Sowohl die NPD, Die Rechte als auch die IB stehen auf der Unvereinbarkeitsliste (Stand 11.12.2020) der AfD. 2020 trat Lehmann dann neben der AfD Ennepe-Ruhr auch als Teil der JA Arnsberg öffentlich auf den Plan. So nahm er im Juni 2020 an der Wanderung der JA NRW zur Halde Hohenwart teil und spielte bei dem Hallenfußballtunier der JA NRW in Hagen im Juli 2020. Auch die JA Bielefeld um Jonas Vriesen war jeweils zugegen. Und als Teil der JA Arnsberg nahm Lehmann auch an dem JA-Stammtisch in Bielefeld teil.

Die JA Arnsberg wird von dem rechten Burschenschafter Nils Hartwig geführt, der 2016 maßgeblich für die Gründung der IB NRW verantwortlich warⁱⁱⁱ. Hartwig ist Teil der völkisch-nationalistischen Burschenschaft Normannia Nibelungen in Bielefeld, arbeitet für die AfD im Landtag NRW und ist Beisitzer im Vorstand der JA NRW (wie auch Maximilian Kneller aus Bielefeld). Hartwig und Lehmann kennen sich schon aus IB-Tagen, so nahmen beide bspw. am 21.12.2016 an einer Blockade-Aktion der IB vor der CDU Zentrale teil^iv. Auch Jonas Vriesen pflegt gute Kontakte zur Normannia Nibelungen. Ein Aktiva der Normannia Nibelungen nahm am 01.11.2020 am JA-Stammtisch teil, zwei Wochen später nahm Vriesen an der Volkstrauertag-Aktion der Normannia Nibelungen teil.

Der IB-Aktivist Florian Schürfeld aus Bielefeld, ebenfalls Teil der Normannia, folgt Jonas Vriesen auf facebook und instagram und kommentiert Vriesens Posts. Vriesen selbst bezieht sich bei facebook positiv auf Aktionen der IB. So postet er nach einer Plaktaktion der IB am Hauptbahnhof Bielefeld im November 2020 eine Aufforderung an die IB-Aktivisten, sich der JA Bielefeld anzuschließen: „Eure Botschaft ist unser Programm: Der Islam gehört nicht zu Deutschland.“

Junge Freiheit, Metapolitik und männerbündische Seilschaften

Insgesamt scheut Jonas Vriesen keine Kontakte ins extrem rechte burschenschaftliche Milieu, sondern fühlt sich dort wohl und nutzt die Seilschaften der völkisch-nationalistischen Männerbünde. Im Sommer 2020 absolvierte Vriesen ein Praktikum bei der rechtskonservativen Berliner Wochenzeitung „Junge Freiheit“ (JF). Die JF kann der Neuen Rechten zugeordnet werden, mit ihren nationalistischen, rassistischen und mithin völkischen und geschichtsrevisionistischen Publikationen erfüllt die JF eine Scharnierfunktion innerhalb der rechten Medienlandschaft zwischen nationalkonservativem und extrem rechten Spekrtum. Die JF fungiert als Flaggschiff des neurechten Kampfes um kulturelle Vorherrschaft^v. JF-Chefredakteur Dieter Stein gilt als parteilos, steht aber auf der Fördererliste der AfD^vi. Auf facebook gefällt Dieter Stein Jonas Vriesens neuer Schnurrbart.

Vriesen konnte während seines Praktikums bei der rechtskonservativen Zeitung neue Kontakte knüpfen und auch eigene Texte veröffentlichen. Nach eigenen Angaben wohnte Jonas Vriesen während seines Praktikums bei einer Berliner Burschenschaft^vii, Bildanalysen belegen, dass es sich bei dieser um die rechtsnationalistische Berliner Burschenschaft Gothia handelt. Die schlagende Verbindung Gothia ist Teil des extrem rechten

Kooperationsverbandes Deutsche Burschenschaft. In der Vergangenheit fanden dort immer wieder Veranstaltungen mit Funktionären der Neuen Rechten und extrem rechten Szene statt, z.B. mit dem Neonazi und Holocaustleugner Horst Mahler sowie dem Geschäftsführer des Instituts für Staatspolitik Erik Lehnert. Es bestehen enge Verbindungen zur AfD und JA. Der stellvertretende Vorsitzende der JA Berlin, Martin Kohler, ist bspw. Aktiva bei der Gothia. An einem Grillfest 2017 im Garten der Gothia kamen nachweislich AfDler und IBler zusammen^viii.

Maske(n) der Bürgerlichkeit

Die Masken, unter denen Jonas Vriesen seinen Schnurrbart züchtet, sind politische Statement-Masken. So zeigte sich Vriesen bei dem Auftritt des Faschisten Björn Höcke in Höxter am 05.12.2020 mit einer Gesichtsmaske des Instituts für Staatspolitik (IfS). Auch bei der Sitzung der Bezirksvertretung Heepen am 09.12.2020 nahm Vriesen in der IfS-Maske teil.

Das IfS ist seit 20 Jahren ein zentraler Knotenpunkt der intellektuellen Neuen Rechten. Gegründet wurde es im Jahr 2000 von Götz Kubitschek und Karlheinz Weißmann als Reaktion auf die eindeutigen Belege des „Hamburger Instituts für Sozialforschung“ für die Verbrechen der deutschen Wehrmacht. Erklärtes Ziel des IfS ist die Unterminierung des demokratischen Rechtsstaates durch die Verschiebung von Debatten und Diskursen im vorpolitischen Raum^ix. Diese Metapolitik motiviert nach Eigenaussage auch Jonas Vriesen für seine Publikationen in dem JA-eigenen „Meinungsmagazin DISTEL“ und in der Jungen Freiheit. So schreibt er in der vierten Ausgabe der DISTEL:

„Ich bin davon überzeugt, dass Masseneinwanderung Deutschland und seinem Volk schweren Schaden zufügt. Meine Gedanken sind zu frei, um sich mit den beschränkten Begebenheiten staatlich finanzierter Rundfunkanstalten zufrieden zu geben. Deshalb sehe ich den Frame und seine Macher als Gegner meiner Freiheit.“^x

 

Nicht nur mit seiner Maske bezieht sich Vriesen positiv auf das IfS, er teilt für die JA Bielefeld auch Beiträge mit IfS-Bezug bei facebook. Bei der verschwörungsideologischen Querdenken-Großdemo am 29.08.2020 in Berlin zeigte sich Vriesen mit einem Jute-Beutel des Antaios-Verlages, dem „Hausverlag“ des IfS.

 

Sein lokalpolitisches Engagement kann nicht über Vriesens völkische politische Verortung hinweg täuschen. So frohlockte er im Juni 2020 nach einem AfD-internen Treffen mit Landessprecher Rüdiger Lucassen:

„Dieser Staat ist kein Staat der Deutschen. Er ist ein Staat der bunten, toleranten und vielfältigen Gesellschaft geworden. Für die, die schon länger hier leben, ist er keine Nation mehr. Deshalb liegt es an uns, demokratische Vertretung zu schaffen, Medien zu unterhalten, Kultur und Brauchtum zu pflegen und auf diese Weise unsere Art zu leben zu wahren. Gestern war ich deshalb mit Gleichgesinnten in Höxter.“

Für die Wahrung einer „deutschen Lebensart“ setzt sich seit vielen Jahren auch ein weiterer Teilnehmer des parteiinternen Treffens ein – der stellvertretende Leiter des extrem rechten Thule-Seminars Burkhart Weecke. Das Thule-Seminar betreibt (neu)rechte Metapolitik schon seit 40 Jahren, derzeit sieht Weecke einem Prozess wegen Volksverhetzung entgegen^xi. Für Jonas Vriesen ist Weecke ein Gleichgesinnter.

Mitte Dezember tauschte Vriesen seine IfS-Maske dann gegen eine Maske der JA Brandenburg aus. Spitzenkandidat der JA Brandenburg für die kommendes Bundestagstagswahl ist der Oberfeldwebel Hannes Gnauck. Der MAD stuft Hannes Gnauck als „Fall mit fehlender Verfassungstreue“ ein, die gesamte JA Brandenburg wird vom Verfassungsschutz als „rechtsextremer Verdachtsfall“ beobachtet^xii. Die JA Brandenburg ist eng mit Andreas Kalbitz verwoben. Auch nach dem Parteiausschlussverfahren von Kalbitz aufgrund seiner Mitgliedschaft in der verbotenen „Heimattreuen Deutschen Jugend“ wird Kalbitz weiter als Redner geladen, posiert für Fotos und trägt selbstverständlich auch die von Hannes Gnauck beworbene Maske der JA Brandenburg. Wie nun auch Jonas Vriesen in Bielefeld.

Unsere Zusammenfassung vom Juni 2020 bleibt bestehen:

Jonas Vriesen ist ein rassistischer Nationalist und sexistischer Neofaschist!

Seid nicht wie Jonas Vriesen!

 

 

Folgend den Text noch mal als PDF zum Download!