Die Rechte OWL

Der Kreisverband Ostwestfalen der rechten Kleinspartei „Die Rechte“ wurde 2016 federführend von dem heutigen Bundes- Co- Vorsitzenden Sascha Krolzig (32) ins Leben gerufen. Stellvertretender Vorsitzender war damals Tim Sauer (27) aus Bielefeld, Stefan Koch (57) aus Löhne machte den Beisitzeri. Krolzig studierte damals noch Jura in Bielefeld, seit 2017 lebt der gescheiterte Jurist und Zeremonienmeister in Dortmund. Die Tätigkeiten des Kreisverbandes beschränkten sich auf Flugblatt- und Störaktionen bei Infoveranstaltungen zu Geflüchtetenunterkünften und Stickereien im Stadtgebiet. Auch gab es eine relativ konstant bestehende Reisegruppe aus OWL, in der Regel bestehend aus Krolzig, Sauer, Jan Zacharias (27, ebenfalls Bielefeld), Rene Heitmann (Harsewinkel), Dennis Fette (Gütersloh) und Stefan Stüker (Rheda-Wiedenbrück). Enge Kontakte bestanden zu den Altaktivisten Bernd Stehmann (Leopoldshöhe)und Meinhard Otto Elbing (Bielefeld)ii. Diese Gruppe bereiste in dieser und ähnlicher Besetzung bundesweit Aufmärsche und nazistische Veranstaltungen, auch am Lukov- Marsch 2019 in Bulgarien nahmen Bielefelder teiliii. Doch seit dem Frühjahr 2019 geht die Beteiligung der alten OWL- Truppe an Demos zurück, die Konstanz scheint gebrochen. Parallel zu dieser Entwicklung scheint ein Personalwechsel bei „Die Rechte OWL“ stattgefunden zu haben. Seit 2019 läuft die Internetpräsens des Kreisverbands auf den 23- jährigen Robert Göhricke aus Osnabrück, seitdem werden regelmäßig eigene Beiträge verfasst und auch der Twitter- Account teilt neuerdings eigene Inhalte. Am 24.08.2019 mobilisierte „Die Rechte OWL“ dann zu einer Kundgebung in Horn- Bad Meinbergiv, in deren Verlauf es aufgrund der massiven rassistischen und antiziganistischen Hetze der Redner zu gewaltsamen Ausschreitungen kam. Der Dortmunder Nazi Matthias Drewer wurde kurzzeitig festgenommen. „Die Rechte OWL“ trat erstmals mit eigenem Banner und in neuer Besetzung auf.

24.08.19 – Kundgebung in Horn-Bad Meinberg. Am Transparent von „Die Rechte OWL“ sind v.l.n.r.: Robert Göhricke, unbekannt, Bernd Wachsmuth, Matthias Schwier

Auffällig war bei der Kundgebung das Fehlen lokaler Akteure wie Sauer, Heitmann oder Stüker. Jan Zacharias, im Juni diesen Jahres in einem Prozess mit Krolzig wegen eines Angriffs auf Linke in einer Kneipe in Dortmund 2016 erstmals verurteiltv, zeigt sich schon länger nicht mehr öffentlich bei Parteiveranstaltungen.

Dafür fanden sich neben Robert Göhricke in der neuen OWL- Truppe Matthias Schwier (Minden) und Bernd Wachsmuth. Bei der Folgekundgebung am 28.09.2019 in Horn- Bad Meinberg ließen sich dann auch Tim Sauer und der ansonsten eher öffentlichkeitsscheue Meinhard Otto Elbing sehen. Beide treten aber nicht öffentlich als Teil des Kreisverbandes auf. Auffällig ist in diesem Zusammenhang auch das Schweigen von „Die Rechte“ zu einem Angriff auf einen Parteifunktionär am 31.10.2019 in Bielefeld. Wie u.a. das Westfalenblatt berichtete, wurde am frühen Morgen ein 27- jähriger Funktionär von „Die Rechte“ mit Pfefferspray angegriffen und sein Handy entwedendetvi. Bis heute hat weder der Bundesverband von „Die Rechte“, der sonst gern wegen allem und jedem herumheult, noch „Die Rechte OWL“ dazu Stellung genommen. Aufgrund des Ortes des Angriffs und des Alters des Funktinärs ist davon auszugehen, dass es sich um Tim Sauer handelt.

Im Vorfeld der Solidaritätsdemo für Ursula Haverbeck am 09.11.2019 lief der Ortsverband dann zu neuen Höchstformen auf: Göhricke, Schwier, Wachsmuth und eine bisher nicht identifizierte Person fuhren am 03.11.2019 für eine Propaganda- Foto- Tour zum Knast in Brackwede und zu dem ehemaligen Gebäude des Collegium Humanums in Vlotho.

03.11.19 – „Die Rechte OWL“ vor der JVA in Bielefeld v.l.n.r.: Matthias Schwier, Gary Carson, Bernd Wachsmuth, Robert Göhricke
03.11.19 – „Die Rechte OWL“ vor dem ehemaligen „Collgegium Humanum“ in Vlotho

 

 

 

 

 

 

Dem zuvor gegangen waren „Schnipselaktionen“, bei der „Die Rechte OWL“ an Orten der für den 09.11.19 angemeldeten Gegenkundgebungen (Rathaus, Sigfriedplatz, Alm- Stadion, Landgericht), vor der Martin- Niemöller Gesamtschule in Schildesche und vor dem AJZ Bielefeld mit Unmengen von kleinen Propagandaschnipseln die Umwelt vermülltenvii. Auch vor der Synagoge in Minden wurden am 07.11. Schnipsel geworfen, nur einen Monat nach dem antisemitischen Attentat in Halle pure Provokationviii. Sich selbst feierten sie für diese Aktion gleich auf mehreren Internetseiten und Twitter- Accounts.

Erstellen von Solidaritätskarten für die Holocaustleugner Horst Mahler und Alfred Schäfer (Foto:Nutshell Fotografie)

Bei der Demo am 09.11.2019 reiste Göhricke dann gemeinsam mit einigen jüngeren Kameraden gegen 12:15 Uhr mit dem Zug an. Schwier, Wachsmuth und Koch waren (altersgruppen-) getrennt angereist. Schwier und Wachsmuth organisierten noch vor Beginn der Demonstration eine Unterschriftensammlung auf Grußkarten für inhaftierte Holocaustleugner wie Ursula Haverbeck, Horst Mahler und Alfred Schäfer.

09.11.19 – Bielefeld / am Transparent Matthias Schwier (links) und Stefan Koch (rechts)
09.11.19 – Bielefeld / am Transparent von „Die Rechte OWL“, Robert Göhricke (rechts)

 

 

 

 

 

 

 

16.11.19 – Robert Göhricke beim Naziangriff auf Gegendemonstrant*innen nach der Demonstration in Remagen

Eine Woche später reisten Göhricke, Wachsmuth und Tim Sauer zum „Heldengedenken“ nach Remagen. Der Tag lief für die Nazis nicht gut, aufgrund mehrerer antifaschistischer Blockaden musste der rechte Demozug nahezu unsichtbar durch das Industriegebiet laufen. Auf der Rückreise war Robert Göhricke mindestens als Zeuge an dem Übergriff von Nazis auf Antifaschist*innen am Bonner Hauptbahnhof beteiligtix.

 

23.11.19 – am Transparent von die „Die Rechte OWL“ v.l.n.r.: Gary Carson, vmtl. Franziska Göhricke, Henry Hafenmeyer, Robert Göhricke (Foto: Presseservice Rathenow)

 

Für die hetzerische Demo der NPD am 23.11.2019 in Hannover gegen kritische Journalist*innen verfasste „Die Rechte OWL“ einen eigenen Aufruf und fuhr entsprechend auch in kleiner Gruppe dorthin. Während der Demo, zu der nur knapp 120 Nazis anreisten, kam es immer wieder zu Übergriffen und massiven Drohungen gegen Journalist*innen, ohne dass die Polizei einschritt. In ihrem Reisebericht dazu feiert „Die Rechte OWL“ ihren Bundesvorsitzenden Sven Skoda, der in einem Redebeitrag während der Demo wiederholt Journalist*innen in klar antisemitischem Sprachgebrauch als „Brunnenvergifter“ beschimpfte. Während der Redebeiträge standen Vertreter*innen von „Die Rechte OWL“ mit ihrem Banner neben dem Rednerpult.

 

Robert Göhricke (Osnabrück)

Robert Göhricke wurde 1996 geboren und stammt aus dem Raum Osnabrück. Er absolvierte 2015 seine Ausbildung als Maurergesellex(bei der Firma Loeck aus Melle) und betreibt seit 2018 den „Volksdeutschen Blog“.

Dort gibt er an, seit 2015 (durch den Einfluss von verschwörungstheoretischen Youtube- Videos zum 11.09.2001) nationalsozialistisch erleuchtet zu sein und seine erkannten Wahrheiten nun auf seinem Blog verbreiten zu wollen. Seinen Aktivismus drückt er durch lahme Videos über die Ungleichheit von SA und Antifa oder durch das Verteilen von Schnipseln (in Horn am 24.09.2019 oder Bielefeld vor dem 09.11.2019) aus, was er dann gern stolz auf seinem Blog berichtet. Göhricke begriff sich selbst zu Anfang als parteiunabhängiger Aktivist, schloss sich 2019 dann „Die Rechte“ an, da ihn insbesondere die Kandidatur Ursula Haverbecks bei der Europawahl 2019, sowie die Parolen „Solidarität mit Ursula Haverbeck“ und „Israel ist unser Unglück“ vom Profil der Partei überzeugt hätten (Eigenangabe Göhricke auf seinem Blog vom 19.10.2019). Schon als parteiunabhängiger Nazi besuchte Göhricke seit 2018 insbesondere völkische und geschichtsrevisionistische Veranstaltungen bundesweit. So reiste er am 17.02.2018 nach Dresden zu einer von Gerhard Ittner angemeldeten Kundgebung, welche aufgrund des Verdachts auf Volksverhetzung frühzeitig von der Polizei beendet wurde.

Am 30.06.2018 fuhr Göhricke in Begleitung nach Nürnberg zu einer von Angela Schaller und Axel Schlimper organisierten Kundgebung unter dem Motto »Freiheit für alle politischen Gefangenen, für die Abschaffung des Paragraphen 130 StGB« an.

An der Kundgebung nahmen auch andere Personen aus dem Umfeld von „Die Rechte OWL“ teil, u.a. Matthias Schwierxi. Göhricke sucht immer wieder die Nähe zum völkischen, geschichtsrevisionistischen Spektrum der rechten Szene. Nicht nur hat ihn dies zum Parteibeitritt motiviert, auch gibt er Holocaustleugner Henry Hafenmayer aus Oberhausen dezidiert als „Volksgenossen“ an und teilt auch Inhalte von dessen Internetseiten auf seinem Blog. Bei Demos ist Göhricke immer wieder in der Nähe von und im Gespräch mit Hafenmeyer zu sehen.

30.06.2018 – Nürnberg, vlnr: vmtl. Franziska Göhricke, Robert Göhricke, rechts Henry Hafenmeyer
19.01.2019 – Berlin: vmtl. Franziska Göhricke, Robert Göhricke

 

 

 

 

 

 

Am 19.01.2019 reiste Göhricke dann mit der gleichen Begleitung wie in Nürnberg nach Berlin zu einer völkisch- rassistischen Kundegebung von Nikolai Nerling. Bei der Kundgebung sprachen mit Bernhard Schaub und Gerhard Ittner zwei verurteilte Holocaustleugner. Zum Abschluss durfte die Volkstanzlehrerin und völkische Aktivistin Gerhild Drescher die Anwesenden mit ihrem Gehopse beglückenxii.

Die unbekannte weibliche Person begleitete Göhricke 2018 in Nürnberg sowie auf dem Rudolf- Hess- Marsch in Berlin (18.08.2018), 2019 dann in Berlin, Bielefeld (09.11.2019) und Hannover (23.11.2019). Am 16.11.2019 war Göhricke mindestens als Zeuge an einem gewaltsamen Übergriff von Nazis auf Antifaschist*innen am Bonner Hauptbahnhof beteiligt. Neben ihm im Zugeingang ist auf Fotos auch Henry Hafenmeyer zu sehen.

 

Matthias Schwier (Minden)

10.11.2018 – Bielefeld: Matthias Schwier

Matthias Schwier war bis zu deren Verbot 1992 in der „Nationalistischen Front“ (NF) aktiv und leitete eine eigene NF- Gruppe in Minden. Er stand dem NF- Chef Ideologen und Leiter des NF- „Bereichs Nord“, Steffen Hupka, nahe. Entsprechend wurde das Schreiben und Verbreiten nationalsozialistischer Propaganda nach dem Parteiverbot ein Haupthandlungsfeld für Schwier.In den 2000er Jahren betätigte er sich vor allem publizistisch, so betrieb er die Internetseite „kherusker.net“, auf der er selbstverfasste Texte und Texte befreundeter Kamerad*innen veröffentlichte, sowie Demoaufrufe und Veranstaltungshinweise wie bspw. für den fundamentalistischen 1000- Kreuze- Marsch in Münster 2012. Die Website orientierte sich von der Aufmachung her am rechten Germanenkult und diente als Publikationsmedium für Schwiers nationalsozialistische Machtfantasien. Schwier war dabei betont geschichtsrevisionistisch und forderte u.a. „die Wiedereingliederung der deutschen Ostgebiete einschließlich Sudetenland und Südtirol“. Auch Ursula Haverbeck durfte hier wiederholt ihre ideologische Hetze verbreiten. Bis heute sind Haverbeck und Schwier freundschaftlich verbunden, zuletzt am 22.11.2019 besuchte Schwier Haverbeck im Knast in Brackwede und berichtete für „Die Rechte OWL“ auf der Website von dem Besuchxiii. 2012 trat Schwier als Unterstützer des aktionsorientierten nationalen Bündnisses „Recht auf Zukunft“ auf, Ziel war die Bündelung regionaler Kräfte. Demonstrationen oder öffentliche Veranstaltungen der rechten Szene besuchte Schwier in den letzten Jahren eigentlich gar nicht. Seit November 2018 ist Schwier in den Reihen von „Die Rechte OWL“ unterwegs und hat einen regelrechten Aktionismus entwickelt.

20.07.2019 – Kassel: links Matthias Schwier, rechts Robert Göhricke

So besuchte er am 10.11.2018 die Solidaritätsdemo für Ursula Haverbeck in Bielefeld, zeigte sich zum Jahrestag von Haverbecks Inhaftierung am 07.05.2019 in Brackwede vor dem Knast und besuchte am 20.07.2019 eine Demonstration von „Die Rechte“ in Kassel anlässlich der Verhaftung des Nazis und Mörders Stefan Ernst. Des weiteren mobilisierte er zu den antiziganistisch- rassistischen Kundgebungen in Horn- Bad Meinberg im August und September 2019 und nahm daran teil. Darauf folgte im November 2019 die Propaganda- Fototour zum Knast und zum ehemaligen Collegium Humanum- Gelände in Vlotho. Selbstverständlich nahm er auch an der Solidaritätsdemo am 09.11.2019 in Bielefeld teil (siehe Artikel „Die Rechte OWL“ + „09.11.2019 Demoanalyse“). Auch an der hetzerischen Demo gegen kritische Journalist*innen am 23.11.2019 in Hannover nahm er teil.

 

Bernd Wachsmuth

10.11.2018 – Bielefeld: Bernd Wachsmuth

Er taucht seit November 2018 als Aktivist bei „Die Rechte OWL“ auf und beteiligte sich seither an diversen Aktionen:

  • 07.05.2019 Bielefeld: Kundgebung vor dem Knast in Brackwede
  • 20.07.2019 Kassel: Demo von „Die Rechte“
  • 24.08.2019 Horn- Bad Meinberg: antiziganistische Kundgebung von „Die Rechte“
  • 28.09.2019 Horn- Bad Meinberg: antiziganistische Kundgebung von „Die Rechte“
  • 03.11.2019 Propaganda- Foto- Tour „Die Rechte OWL“
  • 09.11.2019 Bielefeld: Demo für Ursula Haverbeck
  • 16.11.2019 Remagen: Trauermarsch
  • 15.02.2020 Dresden: Trauermarsch

 

Quellen:

iQuelle: https://www.nw.de/nachrichten/zwischen_weser_und_rhein/20683322_Rechte-jetzt-auch-in-OWL.html

iihttp://www.lotta-magazin.de/nrwrex/2015/11/bi-interessierten-treffen-der-die-rechte-bielefeld

iiihttps://twitter.com/rechteowl?lang=de

ivhttp://www.rechte-owl.com/2019/08/25/hitzige-kundgebung-in-horn-bad-meinberg-auslaender-angriff-erfolgreich-abgewehrt-mit-fotos-video/

vhttps://blog.zeit.de/stoerungsmelder/2019/06/28/urteil-dortmund-sascha-krolzig-die-rechte_28664

vihttps://www.westfalen-blatt.de/OWL/Bielefeld/Bielefeld/4017476-Unbekannte-rauben-sein-Handy-Staatsschutz-ermittelt-Bielefeld-Parteifunktionaer-ueberfallen

viihttps://www.nw.de/lokal/bielefeld/mitte/22603668_Hunderte-Flyer-der-Partei-Die-Rechte-sorgen-in-Bielefelder-City-fuer-Aerger.html

viiihttps://www.mt.de/lokales/minden/22608121_Flyer-vor-Mindener-Synagoge-werben-fuer-Kundgebung-fuer-Holocaust-Leugnerin.html?fbclid=IwAR2fiLBqmEnFiN34-JRr7l7qrGaZdGn_nrYDqCEUMAAmh0jiOhhO5K9Rnac

ixhttp://remagen.blogsport.de/

xhttps://www.noz.de/lokales/ostercappeln/artikel/605122/zwei-kommen-aus-dem-wittlager-land

xihttps://www.annewild.de/kundgebung-freiheit-fuer-alle-politisch-gefangenen-fuer-die-abschaffung-des-paragraphen-130-stgb-nuernberg-30-06-2018/

xiihttps://www.flickr.com/photos/recherche-netzwerk-berlin/albums/72157706001651644

xiiihttp://www.rechte-owl.com/2019/11/22/besuch-bei-ursula-haverbeck/