Neonazi-Konzert in Veltheim am 05.11.2022 angekündigt

Seit 2018 veranstaltet die Neonazi-Gruppe Mindener Jungs in einer angemieteten Halle im Sprengelweg in Veltheim (Porta Westfalica) Konzerte. Zu den Konzerten reisen Neonazis aus dem gesamten Bundesgebiet an, darunter auch Unterstützer*innen des verbotenen Netzwerks Blood & Honour / Combat 18 (B&H/C18). Die Drahtzieher Marcus Winter und Dirk Fasold, die Band-Auswahl sowie die Bewerbung des ersten Konzertes 2018 über die offizielle B&H-Website belegen eine Nähe der Mindener Jungs zu dem verbotenen Nazi-Netzwerk. Die Behörden sowie die Stadt Porta Westfalica haben es den Neonazis bisher sehr leicht gemacht, das ostwestfälische Hinterland als Rückzugs- und Veranstaltungsort zu nutzen.

Nun steht am 05.11.2022 das nächste Neonazi-Konzert im Veltheimer Sprengelweg an.

Flyer des Oidoxie Konzerts am 07.05.22
Aktueller dürftig verpixelter Flyer für das Konzert am 05.11.22

Neonazi-Konzerte in OWL

Am Samstag den 05.11.2022, soll um 19 Uhr der Neonazi-Liedermacher FreilichFrei zusammen mit Rac Drummer bei den Mindener Jungs auftreten. Angekündigt wird außerdem ein „Specialguest“. Unter dem Namen Freilich Frei tritt Neonzai Maik Krüger aus Zwickau auf, unterstützt durch Rac Drummer. RAC steht für „Rock against Communism“, eine in der Neonazi-Szene beliebte Bezeichnung für neonazistische und rassistische Rockmusik. Maik Krüger tritt seit 2014 unter dem Namen FreilichFrei als Liedermacher bei einschlägigen Szeneveranstaltungen auf. Nachdem der Bürgermeister von Zwickau 2014 den Abriss des letzten Unterschlupfs des NSU-Kerntrios beschlossen hatte, widmete Krüger Beate Zschäpe, Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos das Lied „Das Haus wird abgerissen“ auf seinem Album „Ehrbarer Kämpfer – Mein Volk hasst unsere Freiheit“. Darin huldigte er den drei Rechtsterrorist*innen, die mindestens 10 Morde und 3 Sprengstoffanschläge begingen, mit folgenden Zeilen: “Und wir huldigten ihr, der hübschen Nazimaus […] Die Frau und die beiden Männer, die ich selbstzensierenderweise nicht nennen darf, obwohl sie super zusammen passende Namen haben, sind die größten unserer Zunft. Sie waren die allerschlimmsten Floristen, und das ist gut für uns.” Die Bezeichung als „allerschlimmste Floristen“ ist dabei besonders zynisch. Das erste bekannte Mordopfer des NSU war der Blumenhändler Enver Şimşek, der am 11.09.2000 an seinem mobilen Blumenstand in Nürnberg ermordet wurde. Am 05.11.2022 soll Maik Krüger nun in Veltheim auftreten.

Akzeptanz von Stadt und Behörden

Die Gärtnerei im Sprengelweg ist derzeit die einzige bekannte neonazistische Konzert-Location im Raum OWL. Im Jahr 2018 wurde durch antifaschistische Recherchen das von den Mindener Jungs organisierte Sturmwehr-Konzert öffentlich gemacht. Das Konzert wurde über die offizielle Website des B&H/C18-Netzwerks beworben. Wie eine Quelle im Verfassungsschutz gegenüber einer großen Tageszeitung angab, war unter den teilnehmenden Neonazis auch Jannik Rohlfing aus Porta Westfalica. Rohlfing ist der Lebenspartner der ehemaligen InstaCop-Kommissarin Anna Jendrny. Die Mindener Jungs bestehen aus altbekannten Neonazis aus der Region OWL und dem südlichen Nidersachsen. Marcus Winter (Minden) und Dirk Farsold (Leese) bewegen sich seit über 20 Jahren in der Neonazi-Szene und waren immer wieder in die Organisation von Neonazi-Konzerten eingebunden. Zu den Mindener Jungs gehören außerdem André Michaelis, Michael Holland und Sebastian Harre, der soziale Kreis um die Neonazi-Gruppe ist aber größer als die bekannten Mitglieder. Obwohl die Gruppe Mindener Jungs seit 2018 vom Verfassungsschutz beobachtet wird, werden die von ihnen veranstalteten Konzerte nicht als solche im Verfassungsschutz-Bericht erwähnt. Bekannt geworden sind bisher 5 Konzerte im Zeitraum zwischen März 2018 und Mai 2022, das FreilichFrei-Konzert soll nun das sechste werden. Die Konzerte werden nur szeneintern und konspirativ beworben. Diese Strategie ist nicht unüblich und dient dem Schutz der eingebundenen Strukturen und dem reibungslosen Ablauf der Konzerte. Es ist folglich denkbar, dass in dem genannten Zeitraum weitere, nicht öffentlich bekannt gewordene Konzerte in Veltheim stattfanden.

Bei Verfassungsschutz und Staatsschutz verlassen sich die Mitarbeitenden auf das Wort der veranstaltenden Neonazis, es handele sich bei Konzerten „um Privatfeiern“. Die Deklarierung neonazistischer Konzerte wahlweise als Privatfeiern oder aber politische Kundgebung ist eine altbekannte Strategie, die kommerziellen und organisationalen Zwecke der Konzerte zu verschleiern. Trotz der Offensichtlichkeit dieser Strategie sind die Sicherheitsbehörden in OWL und NRW erstaunlich umstandslos bereit, den Neonazis das ostwestfälische Hinterland zu überlassen. Bei den Konzerten der letzten drei Jahre fanden keine Kontrollen der Teilnehmer*innen statt, weder wurden die gespielten Lieder auf ihren Inhalt hin untersucht noch der Verkauf von Merchandise und Getränken überwacht. Die Mindener Jungs bewerben ihre Konzerte zum Teil über die Telegramkanäle der auftretenden Bands. Auf den Flyern wird neben dem Musik-Act auch der Verkauf von Getränken angekündigt („Getränke – Snacks – Cocktailbar“). Da insbesondere der Verkauf von Getränken den Behörden und der Stadt Porta Westfalica als Hinweis auf einen kommerziellen Charakter gilt, wie ein Sprecher des Staatsschutz sowie der Sprecher der Stadt im Mai gegenüber dem Mindener Tageblatt betonten, wurden für das anstehende Konzert entsprechende Hinweise auf dem Flyer durch die Veranstalter verpixelt. Ein Blick auf den Bewerbungsflyer für das Odioxie-Konzert im Mai 2022 legt die Vermutung nahe, dass die Konzert-Besucher*innen auch diesmal nicht auf Getränke und Snacks verzichten werden müssen. Nachdem wir im Mai 2022 eine Recherche zu dem konspirativ organisierten Oidoxie-Konzert am 07.05.22 in Veltheim veröffentlichten, bemühten sich die lokalen Behörden redlich, das Konzert als Privatfeier zu verharmlosen und behaupteten eine wesentlich geringere Teilnehmenden-Zahl als tatsächlich vor Ort gesichtet wurden. Die Akzeptanz-Strategie der Stadt Porta Westfalica und der verantwortlichen Sicherheitsbehörden bietet Marcus Winter und seinen Mindener Jungs die Möglichkeit, sich in der bundesweiten Neonazi-Szene einen Namen als Konzertveranstalter zu machen und OWL als Ort ungestörter Feier- und Vernetzungstreffen für Neonazis zu etablieren. Es braucht entschlossenen antifaschistischen Protest und Widerstand gegen diese neonazistische Raumnahme in Porta Westfalica.

07.05.2022, Oidoxie-Konzert in Veltheim vlnr.: unbk., Marcus Winter, Dirk Fasold, Sebastian Harre, André Michaelis (Quelle: Pixelarchiv)

 

Zum Nachlesen:

https://rkowl.blackblogs.org/2022/05/08/neonazi-konzert-in-porta-westfalica-am-07-05-22/

https://rkowl.blackblogs.org/2022/06/22/polizeiproblem-insta-cop-lebt-mit-neonazi-zusammen/

https://www.mt.de/lokales/minden/Ehemalige-Gaertnerei-in-Veltheim-entwickelt-sich-zu-Treffpunkt-fuer-Rechtsextreme-23259709.html